Vortrag am 14. Juni 2023 um 19:00 Uhr im JMC
Pfarrer Dr. Oliver Gußmann/Rothenburg ob der Tauber
Eines der herausragenden Ereignisse des Jubiläumsjahres 2021 „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ war die Buchveröffentlichung „Das Neue Testament – jüdisch erklärt“, die das Neue Testament aus jüdischem Blickwinkel erklärt. Das Buch vereint die biblischen Texte mit Kommentaren, Erläuterungen und Aufsätzen von 84 renommierten jüdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Mehr als 50 Aufsätze beleuchten den Zusammenhang zwischen Neuem Testament und seinem jüdischen Entstehungskontext. Dabei wurde die deutsche Ausgabe um vier Essays ergänzt. Sie beschäftigen sich mit Martin Luther, seinem Judenbild und seiner Bibelübersetzung, sowie dem jüdisch-christlichen Dialog im deutschsprachigen Raum und einigen seiner Wegbereiter.
Die Autoren wollen weder Juden vom Christentum überzeugen noch Christen zur Konversion zum Judentum bewegen, sondern dazu verhelfen, „die Bedeutung der neutestamentlichen Schriften innerhalb ihres je eigenen sozialen, historischen und religiösen Kontextes zu verstehen“. Das Besondere ist, dass sich daraus ganz überraschende Aspekte des Glaubens ergeben. So zeigt zum Beispiel schon ein kurzer Blick auf die Glasfenster, Bilder und Altäre der St.-Jakobs-Kirche in Rothenburg o.d.T., dass das Christentum aus dem Judentum stammt: Die Eltern Jesu tragen jüdische Namen, sie lassen als fromme Juden ihr Kind Jesus (hebräischer Name „Gotthilf“) beschneiden. Es sind an manchen Bildern hebräische Buchstaben zu entdecken. Und auf den Fenstern liest man die Botschaft der Propheten. All das zeigt, dass die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens schon immer bekannt waren, doch man ist oft auf abgrenzende und polemische Weise mit diesen jüdischen Wurzeln umgegangen.
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